"Hallo ich heiße Sarah, bin 25 Jahre alt und seit Jahren süchtig nach Musik."

Freitag, 19. Juli 2013

                                                                                                                                                                  
So oder so ähnlich würde wohl meine Vorstellung in einer Selbsthilfegruppe für Musiksüchtige aussehen.

Damit ihr mal einen kleinen Eindruck habt wieviel ich so höre, hier einmal ein normaler Tagesablauf.

Um 6 Uhr früh klingelt das Iphone, momentan mit "Der Druck steigt" von "Casper". Die Anlage beginnt über einen Timer immer um 6:10 Uhr, mit einer ausgewählten ( aktuellen ) Playlist die über einen USB-Stick abgespielt wird. Wenn ich dann gegen 7 Uhr fertig ( oder das was ich unter fertig gestylt verstehe ) die Wohnung Richtung Arbeit verlassen, wird die Stereo-Anlage ausgestellt, meine Beats by Dr. Dre werden auf die Ohren gesetzt und der Play-Button anschließend gedrückt. In den 15 Minuten Weg entspanne ich zur Zeit bei Raf 3.0 und Chakuza. Momentan wird die Praxis-Stelle nur von mir geleitet, weshalb das Radio auch dort immer läuft, mit Fritz natürlich. Wenn nach 10 Stunden die Praxis schließt, wird als Erstes wieder das Iphone mit der Musik geöffnet, erneut werden die Kopfhörer aufgesetzt und ab nach Hause. Bevor es zu Sport oder Freunden geht, wird erst einmal inkl. Badezimmer-Radio geduscht. Auto gefahren wird nur mit CD oder dem Iphone FM-Transmitter, die Musik spielt übrigens schon  bevor ich mich anschnalle. Selbst beim joggen sind die InEar-Kopfhörer das wichtigste, ohne sie komme ich keinen Kilometer vorran. Wieder zu Hause, wird das Iphone sofort in eine tolle Bosse-Anlage gesteckt und schon geht die Beschallung weiter eh ein Timer um 24Uhr alles selbst abstellt, naja bis sie wieder 6.10 angeht ;).

Dabei sollte ich erwähnen das meine 500GB Festplatte zu 87% nur voll mit Musik ist.

Dies wäre ein normaler Tag mit mir und der Musik, viele oder eher alle meine Ex-Freunde hat das extrem gestört.

Jetzt zu der Prüfungszeit ist es eigentlich am schlimmsten, selbst beim schlafen läuft momentan Musik da ich sonst nicht abschlaten könnte. Bei meiner Prüfung habe ich bis 1min davor, Champions von Genetikk in Dauerschleife gehört. Die Prüferin fand das total lustig, weil sie meinte die Musik sei so laut das sie mithören konnte. Aber es war garnicht ihr Geschmack, wie sie nachher verriet.

Solange ich denken kann gehört Musik für mich zum Leben dazu. Früher noch stillos wurde ebend das gehört was in den Charts weit oben war. Mit 6 spielte ich zwar schon Klavier aber irgendwie ohne jegliche Leidschaft. Mit 9 Jahren wurde das erste Album gekauft. Die besten Hits der Kelly Family und es steht noch immer im Regal. Später entwickelte sich dann doch eine Art Geschmack mit Künstlern wie Linkin Park, No Doubt oder Limp Bizkit, eher in die Schiene Pop/Rock und dort ist sie bis heute noch etwas hängen geblieben. Zu dieser Zeiten war  jedoch alles andere grauenhaft, Toleranz gegenüber anderen Stilen lerne ich erst seit kurzem. Die große Vielfalt der Musik begann ich mit dem Schlagzeug spielen zu erkennen. Mein Allererstes Konzert war übrigens das von Freundeskreis in Berlin. Noch einmal ein großes DANKE an Max Herre denn seit dem höre ich eigentich fast nur deutsche Acts. Diese "Liebe" bleibt bis heute bestehen !!! Ich glaube aber auch das ich kein Genre zu 100% Favorisiere, denn ob nun Philipp Poisel, Marteria, Herbert Grönemeyer, die Ärzte oder oder oder ... alles wird bei mir gehört. Außerdem dröhnt sebst Slayer, die Monkeys oder ähnliches aus den Boxen wenn ich Lust dazu habe.

Selbstverständlich hat jeder von uns andere Interessen. Manche mögen halt Schlager, andere wiederrum nur House oder Electro vllt auch Rock oder Pop. Jedoch alle Menschen mögen irgendeine Art von Musik, dachte ich zumindest immer. Bis ich Alex traf, der behauptet, dass ihm Musik vollkommen egal sei und er kein Interesse daran hat. Eine für mich schwer nachvollziehbare Einstellung. Akzeptieren musste ich es trotzdem.

In diesem Moment erinnerte ich mich daran dass, als ich 14 war, wir einen Aufsatz zu unserem größten Hobby schreiben solllten und was es für uns bedeutet. Da ich damals Klavier und Schlagzeug ja bekanntlich schon spielte, war das Thema schnell gefunden . Doch was sie bedeutete war mir nie klar, ich habe sie als selbstverständlich angesehen und als normalen Teil meines Lebens. Aber so richtig darüber nachgedacht habe ich erst vor 2-3 Tagen. Der Entschluss, es ist meine persönliche Droge. Ich möchte nie mehr ohne leben. Man kann mit ihr das sagen was Worte nicht schaffe und ich kann sogar meine Stimmung steuern. Durch sie kann ich Träumen - nichts lässt mich so abschweifen von der Welt wie die Musik.
Und vor allem bleibt sie nie stehen,  so surfte ich neulich Abends durch die Amazon-Empfehlungen und kaufte ( mal wieder ) neue Alben. Und das nicht von Künstlern die ich eh liebe, nein !! Es waren so viele neue Sachen dabei die mich fesselten und faszinierten. Manchmal sitze ich dann Stunden da und komme nicht weg, weil es so viele neue tolle EIndrücke gibt.

Als ich mich für die Musiktherapie-Praxis meiner Träume bewarb gab es eine ganz tolle Frage, nämlich : " Was liebst du an Musik" ... habt ihr schon einmal darüber nachgedacht ? Ich bis zu diesem Moment noch nicht ! Und trotzdem konnte ich sie in 2 Minuten beantworten.

An Musik liebe ich , dass sie für jeden Menschen eine andere Bedeutung hat, dass man auch nach Jahren immer wieder neue Sachen in einem eigentlich alten hundertfach gehörten Song entdeckt und dass sie Erinnerungen hervorruft die manchmal schon längst vergessen sind. So höre ich oft alte Beatles Songs, singe Yellow Submarine und sehe immer noch wie meine Oma neben mir saß und laut mitsang. Mit dem schlechtesten Englisch aber der tollsten Stimme. Ich verbinde mit Musik die schönsten Erinnerungen an sie, schaue mir ganz oft an wie ich "Oma so lieb" von Heintje gesungen habe und sie weinend an ihrem letzten Geburtstag, den wir zusammen hatten, dasitz und mich dann in den Arm nimmt.

Viele fragen mich immer, wie es dazu kam so süchtig zu werden und ich antworte immer, meine Oma ist schuld. "Vivo per lei la musica" - "Ich lebe für die Musik" ... das war ihr Motto und ich habe es übernommen. Mein Opa sagte immer das ich wie sie sei, 24 Stunden überall nur singen und wenn ich das höre freue ich mich und bin den Tränen nah.

Ach und außerdem, habt ihr manchmal auch diesen einen schönen Wunsch, nämlich den, dass das Leben eine Hintergrundmusik haben sollte. Vielleicht ist das auch unterbewusst der wahre Grund, dass ich immer und überall Musik höre. Um im Hintergrund einen Soundtrack zu haben. Vllt höre ich genau deshalb immer Lieder die mich an Schöne Alte Erlebnisse erinnern wenn ich Traurig bin, Musik die mich lachen lässt wenn die Feierlaune besteht oder Klavier-Melodien um davon zu träumen was so alles noch vor mir liegt ? Aber mal ehrlich, wie toll wäre das? Wieviele Situationen würden durch genau das richtige Lied im richtigen Moment noch 100x besser werden ?
Und was wären meine Lieder ? Und was würdet ihr in eurem Leben abspielen lassen ??

Übrigens in meinem "Soundtrack" spielt momentan ganz oft Priscilla Ahn mit "Dream".



Ach Mist !!!! Und schon wieder ein zu langer Beitrag, aber ich könnte noch Stunden so weiter schreiben. Erzählen warum und weshalb ich dieses Lied und diesen Künstler liebe. Aber ich denke das wollt ihr garnicht wissen und bestimmt war auch das hier schon zu langweilig und konvus. Jedoch musste es mal gesagt werden um wenigstens ein bisschen zu erklären was und warum ich Musiksüchtig bin. Vllt geht es aber auch anderen so ?? Vllt bin ich Eine von Vielen ?? ... Doch auch wenn es nicht so ist. Es wird wohl für immer ein großer Teil meines Herzens der Musik gehören, einfach weil sie mir mehr gibt, als ich es mit 1000 von diesen Post ausdrücken könnte.

Achso, während des schreibends lief fast nur MS MR mit "Fantasy" - Ich liebe dieses Lied !!